SKISEGELN, KITESEGELN, GLEITSCHRIMFLIEGEN
50 JAHRE ENTWICKLUNG
Fliegen begeisterte mich schon seit früher Kindheit. Als Junge blätterte
ich oft im Brockhaus, wo mich die Flugapparate von Lilienthal am meisten
faszinierten. Auf dem steilen Wiesenhang in Berchtesgaden hinter unserem
Haus wollte ich auch solche Flüge versuchen. Doch leider gab es in
den Nachkriegsjahren nicht das geeignete Material. Für den Bau eines
Flugapparates sammelte ich daher Holzleisten und Stoff. Skifahren, Segeln
und Fliegen waren meine liebsten Hobbys. Alle drei Sportarten habe
ich intensiv betrieben: Skifahren und Skitouren in den Bergen, Segeln
auf Windsurfer, Jollen und Yachten und Fliegen in Segelflugzeugen und
mit Drachen. Mein Traum war es, alles miteinander zu verbinden und gleichzeitig
zu tun.
Im Laufe von 25 Jahren gelang es mir tatsächlich, ein Sportgerät zu
entwickeln, mit dem man auf Skiern bergauf segeln und fliegen kann -
den sogenannten SKYWING. Seit 1960 hat mir mein Bruder Udo sehr geholfen.
Er arbeitete damals in Kalifornien bei der NASA. Unsere Entwicklungen
haben am Anfang vom UPHILL RACER zum KITE SAILING und dann zum PARAGLIDING
geführt - beides rapid wachsende Sportarten in den Neunziger Jahren.
Allerdings begann der Boom vom KITE SAILING erst, als PARAGLIDING schon
längst bekannt war - und meine Patente schon abgelaufen waren.
Oft werde ich gefragt, wie ich auf die Idee gekommen bin, mit dem Fallschirm
bergauf zu fahren und wie die Entwicklung zum Fliegen war. Oft gibt
es bei der Geschichte vom Gleitschirm und Kitesegel fehlerhafte Publikationen
wie z. B. in den neusten Büchern. So wurde ich von Freund/Innen gebeten,
diese zu ergänzen und richtig zu stellen. Bei der heutigen Vielfalt
von Büchern und Zeitschriften ist es allerdings eine schwierige Aufgabe,
all die Verlage oder Autoren zu benachrichtigen. Aus diesem Grunde haben
wir uns entschieden, eine HOMEPAGE mit den wichtigsten Informationen
aus Presse, Rundfunk und Fernsehen und eigenem Archiv anzufertigen.
In den Sechziger Jahren entwickelte ich, nach 1-jährigem Aufenthalt
in den USA das Skisegel, aus dem dann der Uphillracer und Kitesegel
wurde. Schwierig war dann die Weiterentwicklung zum Fluggerät in den
Siebziger Jahren. Wegen der hohen Kosten brauchte ich die materielle
Unterstützung von Firmen. Hierfür musste ich wiederum Patente anmelden.
Trotz vieler Schwierigkeiten gelang es mir, 5 Patente anzumelden.
Deutsches Museum, September 2005:
Übergabe des Prototyps des "Skywing 11"
Die Zeit der Entwicklung und Erprobung war äußerst spannend, da jeder
kleine Fortschritt zum Weitermachen motivierte. Andernteils gab es wiederum
viele Schwierigkeiten, gefährliche Situationen und frustrierende Rückschläge,
die aber durch Erfolge wiederum wettgemacht wurden. So gewann am Anfang
des Booms 1985 mein Freund und Testpilot Andrea Kuhn mit unserem SKYWING
den ersten Preis beim COUPE DE SALEVE bei Genf im Fliegen mit langsamsten
Sinken.
Heute erfüllt mich eine tiefe Genugtuung, wenn ich in den Bergen am
Himmel viele bunte Paraglider sehe. Wie beglückend war am Anfang schon
ein Flug von wenigen Hundert Metern! Wie begeistert ist jetzt ein Mensch
nach stundenlangem Thermikflug mit dem Gleitschirm. Beim Kite Surfen
machten wir in den 70iger Jahren schon Sprünge über 10 Meter auf See
und Meer. Wie glücklich sind heute die Könner, die hierbei noch Purzelbäume
und Akrobatik - Figuren machen! Es erfüllt mich mit großer Freude,
dass ich meine während der ersten Tests empfundene Begeisterung an
so viele Jugendliche und auch jung gebliebene Ältere weitergeben konnte.
Mein Traum ist wahr geworden - mein Ziel habe ich erreicht: Mit dem
SKYWING kann ich auf Schnee und Gletschern wie ein Segelboot in allen
Richtungen segeln, bergauf fahren, abheben und fliegen, landen und wieder
bergauf fahren oder auch nonstop fliegen. In der Praxis haben sich
diese Sportarten getrennt. Mit dem Kite (wie UPHILLRACER)wird über
Wasser, Strand oder Wiese gesegelt, gesurft und gesprungen; mit dem
PARAGLIDER (wie SKYWING) wird nur geflogen. Mit der von mir entwickelten
Skywingsteuerstange kann man jedoch jeden Paraglider auch zum Segeln
verwenden.
Bei der Auswahl des vorhandenen Archiv-Materials für die Homepage
war mir wichtig, die wesentlichen Etappen in der Entwicklung unseres
Gleitschirms aufzuzeigen. Dies war mir möglich an Hand der damals aktuellen
Berichterstattung/Fachliteratur, Fotos und Filme und mit Hilfe der Beschreibung
der Experimente. Der Prototyp des 1. Skywing wurde für das Schweizer
Drachen und Gleitschirm-Museum in Verbier an den schweizer Drachenflugpionier
Didier Favre übergeben. Auch im Deutschen Museum für Luftfahrt ist
unser Anteil an der Entwicklung des Gleitschirms beschrieben.
Udo Strasilla
Ich danke allen, die mir dabei geholfen haben, allen voran Karin Greisner für künstlerisches Design und Umsetzung, sowie meinen Söhnen Bernhard und Christoph für computertechnische Beratung und hilfreiche Kritik.